Keine Lust aufs Studium?! Gefragte Ausbildungen für Abiturienten

Keine Lust aufs Studium?! Gefragte Ausbildungen für Abiturienten

Es ist noch gar nicht lange her, da titelten die Zeitungen: Ohne Abitur keine Zukunft! Stimmt das wirklich? Die Antwort lautet: Ja und Nein. Fakt ist, dass viele Ausbildungsberufe tatsächlich immer komplexer werden und die Anforderungen an Auszubildende steigen. Sicherlich ist es deshalb für manche Berufe hilfreich, das Abitur in der Tasche zu haben, auch wenn rein formell ein mittlerer Bildungsabschluss reicht.

Man kann vielleicht nicht sagen, dass das Abitur grundsätzlich zwingende Voraussetzung ist, um einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Doch viele Ausbildungsbetriebe tendieren dazu, einen Bewerber mit Abitur einem Bewerber ohne Abitur vorzuziehen. Es gibt inzwischen über 60 Ausbildungsberufe, die ausschließlich Bewerbern mit Abitur offenstehen. Dieser Beitrag stellt drei dieser Ausbildungsberufe vor.

Ausbildung zum Handelsfachwirt

Handelsfachwirte haben die Aufgabe, in Betrieben des Einzel-, Groß- und Außenhandels Arbeitsprozesse zu steuern. Zu ihren Aufgaben gehören die Organisation und das Controlling. Die Handelsfachwirtausbildung ist eine sogenannte doppelt qualifizierende Erstausbildung, die im Volksmund auch „Abiturientenausbildung“ heißt. In der Praxis bedeutet das, dass Auszubildende gleich zwei Abschlüsse erwerben:

  • Abschluss zum/zur Einzelhandelskaufmann/-frau
  • Abschluss zum/zur Handelsfachwirt/-wirtin

Die Abiturientenausbildung ist begehrt. Jungen Leuten, die zum Beispiel eine Ausbildung zum Handelsfachwirt bei Wempe anstreben, raten die Personaler des Traditionsunternehmens, sich möglichst früh zu bewerben. Auf der Website stehen wertvolle Tipps, um die Chance auf den doppelt qualifizierenden Erstausbildungsplatz zu erhöhen:

„Je früher Sie sich bewerben, desto größer sind die Chancen, an ihren Wunschstandort zu kommen. Die Bereitschaft, Ihren Wohnort zu wechseln, erhöht zudem die Chancen auf einen Ausbildungsplatz.“

Immer mehr Unternehmen richten Ihre Produkte und Dienstleistungen auf den internationalen Markt aus. Der Juwelier Wempe selbst ist weltweit mit 32 Niederlassungen vertreten, unter anderem in New York, Paris und Madrid. Deshalb sind solide Fremdsprachenkenntnisse wie Englisch oder Französisch und die Fähigkeit, sich in fremder Umgebung schnell zurechtzufinden, wichtige Voraussetzungen für einen Ausbildungsplatz.

Handelsfachwirte können grundsätzlich in sämtlichen Handelsunternehmen eingesetzt werden. Die Ausbildungsinhalte fokussiren sich auf diese Kenntnisse und Bereiche:

  • Unternehmensführung und Unternehmenssteuerung
  • Human Ressources (Personalmanagement)
  • Logistik
  • Einkauf
  • Marketing
  • Controlling
  • Außenhandel

Während der Ausbildung spezialisieren sich die Azubis auf einen dieser vier Bereiche: Vertriebssteuerung, Handelslogistik, Einkauf oder Außenhandel. Die Verdienstmöglichkeiten variieren. Gemäß der Tarifsammlung des bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration rangiert der Bruttoverdienst zwischen 2.760 € und 3.975 € pro Monat. Der Beruf liegt auf Platz 9 der unbesetzten Ausbildungsplätze in Bayern. Bewerber haben dort also große Chancen.

Trends und Zukunftschancen: Für Handelsfachwirte wird es zukünftig spannende Einsatzbereiche geben, die hinzukommen. Software für Kommunikationsaufgaben, die sogenannten Chatbots, übernehmen in Onlineshops die Unterstützung von Kunden. Mit Standardfragebögen und Antworten agieren sie im Bereich des Supports. Chatbots stehen noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung und der Schritt zur digitalen Lernfähigkeit und zum Erkennen komplexer Sachverhalte über Sprache ist schon längst in Entwicklung. Werden die gesammelten Informationen mit dem Shop- und Warenwirtschaftssystem einer Firma verknüpft, wird die Leistung der Chatbots von den reinen Standardfragen weg zu einer echten virtuellen Onlineberatung hingehen. Handelsfachwirte werden in Zukunft mit diesen Fragestellungen zu tun haben.

Ausbildung zum Fluglotsen

Die Tätigkeit eines Fluglotsen besteht darin, den Luftverkehr zu überwachen und zu leiten. Fluglotsen sitzen in einem Tower oder in einem Kontrollzentrum des Flughafens. Sie arbeiten mit Radarschirm sowie Funk und sind verantwortlich dafür, dass der Flugverkehr in dem von ihnen überwachten Sektor ohne Probleme abläuft. Die Ausbildungsdauer umfasst 3 Jahre. Typische Beschäftigungsmöglichkeiten finden Fluglotsen bei der Deutschen Flugsicherung GmbH (DFS), direkt an Flughäfen sowie bei der Bundeswehr.

Der Zugang ist nur mit Abitur möglich. Wer eine Ausbildung zum Fluglotsen durchlaufen will, wird an einer Flugsicherungsakademie unterrichtet. Diese ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht im eigenen Wohnort. Besonders wichtig, um einen Beruf mit dieser hohen Verantwortung ausüben zu können sind folgende Soft Facts:

  • hohes Verantwortungsbewusstsein
  • akribische Sorgfalt
  • hohes Aufmerksamkeitslevel
  • hohe Auffassungsgabe und damit verbunden überdurchschnittlich gute Reaktionsgeschwindigkeit sowie Entscheidungsfähigkeit
  • ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit
  • räumliches Vorstellungsvermögen

Während der Ausbildung zum Fluglotsen erwerben Auszubildende 3 Lizenzen:

  • Erlaubnis Flugplatzkontrolle an Flugplätzen mit Instrumentenflugbetrieb (ADI)
  • Erlaubnisanflug Kontrolle an Flugplätzen mit elektronischer Luftverkehrsdarstellung (APS)
  • Erlaubnisbezirkskontrolle mit elektronischer Luftverkehrsdarstellung (ACS)

Die Auszubildenden spezialisieren sich entweder im Bereich Tower oder im Bereich Center. Nach Auskunft der Deutschen Flugsicherung (DFS) verdienen ausgebildete Fluglotsen zwischen 6.300 € und 8.800 € monatlich. Auszubildende erhalten während der Grundausbildung 900 € monatlich und während der Einarbeitungsphase verdienen sie bereits zwischen 3.500 € und 5.100 € monatlich. Ein so gut bezahlter Ausbildungsberuf ist sehr begehrt und die Stellen sind sehr knapp. Wer Fluglotse werden will, sollte sich deshalb auf eine außerordentlich kritische Bewerberprüfung vorbereiten. Die Möglichkeiten nach der Ausbildung sind recht überschaubar. Anpassungsweiterbildungen sind prinzipiell erforderlich, damit Fluglotsen stets up to date sind. Es besteht die Möglichkeit, zu studieren und im Anschluss einen Bachelorabschluss im Studienfach Luftverkehrsmanagement zu ergänzen.

Ausbildung zum Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung

Für Abiturienten mit Interesse an Marktforschung ist der Ausbildungsberuf zum Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung interessant. Die Ausbildung dauert 3 Jahre. Fachangestellte für Markt- und Sozialforschung organisieren Forschungsprojekte sowie Studien. Sie sind für deren Durchführung verantwortlich. Ihre Aufgabe besteht darin, valide Daten zu beschaffen, diese aufzubereiten, auszuwerten und zu präsentieren. Üblicherweise finden Fachangestellte für Markt- und Sozialforschung eine Anstellung bei freien Markt- und Meinungsforschungsinstituten, in Werbeagenturen oder in öffentlichen Behörden, zum Beispiel beim statistischen Landesamt. Auch Forschungsinstitute im Bereich Wirtschaft und Soziales gehören zu den Arbeitgebern.

Abiturienten, die eine Ausbildung in diesem Beruf aufnehmen wollen, recherchieren in der praktischen Ausbildung Daten und werten diese aus oder entwickeln Formulare und Leitfäden für Fragebögen sowie Gesprächsführungen. Zudem ist es ihre Aufgabe, Interviewpartner zu organisieren. Üblicherweise arbeiten Fachangestellte für Markt- und Sozialforschung im Büro von einem PC aus. Die besonderen Anforderungen des Berufs erfordern organisatorisches Talent, ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit, hohe Konzentrationsfähigkeit und große Sorgfalt. Während der Ausbildung erhalten die Azubis zwischen 930 € und 1.040 € pro Monat. Nach Abschluss ihrer Ausbildung können Sie mit einem Bruttoverdienst zwischen 2.700 und 3.000 € monatlich rechnen.

Um beruflich weiterzukommen und in eine Führungsposition zu gelangen, ist es empfehlenswert, nach abgeschlossener Ausbildung eine Weiterbildung zum Fachwirt für Marketing anzuschließen. Zudem ist es möglich, zu einer Hochschule zu wechseln und den Bachelor im Studienfach Markt- und Kommunikationsforschung zu erlangen.

Autor/in: Benjamin Fink
Veröffentlicht am 23. Februar 2018

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